Psychotherapie und medikamentöse Therapie

Psychotherapie

Professionelle Hilfe gegen Angststörungen

Angsterkrankungen treten in der Bevölkerung relativ häufig auf.

Glücklicherweise wurde in den letzten Jahrzehnten viel geforscht, um die Behandlungsmöglichkeiten immer mehr zu erweitern und zu verbessern.

Mittlerweile ist es also sehr gut möglich, eine Angststörung mit Hilfe einer Psychotherapie oder medikamentös zu behandeln.

Als besonders erfolgreich und wirkungsvoll hat sich die Verhaltenstherapie erwiesen.

Sie geht davon aus, dass Angstverhalten etwas Erlerntes ist, das durch das Einüben neuer Verhaltensweisen wieder verlernt werden kann.

Bei der Behandlung werden die aktuellen Probleme der hilfesuchenden Person angegangen mit dem Ziel, dass man sich durch den Erwerb neuer Methoden selber helfen kann.

Zur Behandlung von Angststörungen werden verschiedene Techniken genutzt.

Kognitive Verhaltenstherapie

brain 3829057 1920

Bei der kognitiven Verhaltenstherapie stehen die Kognitionen eines Menschen, d.h. seine Gedanken, Einstellungen und Überzeugungen im Mittelpunkt.

Dazu werden dem Betroffenen zuerst seine Kognitionen bewusst gemacht:

Was für Gedanken sind in Bezug auf die Angst vorhanden?

Welche Interpretationen werden gemacht?

Viele Gedanken sind nicht rational und tauchen ganz automatisch auf.

Häufig finden sich auch sogenannte Katastrophengedanken darunter, bei welchen harmlose Situationen völlig überinterpretiert und schlimmste Szenarien mental vorgestellt werden.

Die Gedanken sollten untersucht und durch förderliche Gedanken ersetzt werden.

Die kognitive Verhaltenstherapie nutzt die Möglichkeit, mentale Bilder im Kopf zu verändern.

Bei der Technik der Umstrukturierung werden folgende Schritte durchgeführt:

  • Durch Selbstbeobachtung und Protokollieren herausfinden, welche nicht förderlichen Gedankenmuster vorhanden sind und diese in Frage stellen
  • Förderliche und hilfreiche Gedankenmuster erarbeiten, z.B. durch positive Selbstinstruktion
  • Die neuen Kognitionen mehrmals täglich üben und in den angstauslösenden Situationen einsetzen

Durch gemeinsames Üben mit dem Therapeuten weiß der Betroffene danach selber, wie er vorzugehen hat, kann diese Strategie in seinem Alltagsleben integrieren und sich in schwierigen Situationen selbst helfen.

Systematische Desensibilisierung

Diese Technik geht gegen die Angst mittels Vorstellung des angstauslösenden Reizes und verschiedenen Entspannungsmethoden vor.

Zunächst wird mit der betroffenen Person evaluiert, welche Stärke von Angst eine bestimmte Situation oder ein bestimmter Reiz hat.

Danach kann eine Reizhierarchie, eine Einteilung der Reize nach ihrer Stärke, erstellt werden.

Nehmen wir mal an, jemand hat Angst vor Bienen.

Meist hat die Person dann auch etwas Angst vor anderen fliegenden Insekten, wie z.B. Wespen, Fliegen oder Mücken.

Dann soll sich der Betroffene das am wenigsten angstbesetzte Tier (Mücke) aussuchen, sich dieses vorstellen und gleichzeitig eine bestimmte Entspannungstechnik, wie beispielsweise die progressive Muskelentspannung, Atemtechniken oder autogenes Training anwenden.

Wenn bei der Vorstellung des Insekts Angst auftritt, soll dann sogleich entspannt werden.

Hat sich die Person daran gewöhnt und verspürt keine Angst mehr, ist also desensibilisiert, soll sie sich das Tier der nächsten Hierarchiestufe vorstellen.

Mit der systematischen Desensibilisierung lernt der Betroffene mithilfe von Entspannung besser mit seiner Angst umzugehen.

Konfrontationstherapie und Expositionstechnik

stamp 114438 1920

Bei diesen Techniken wird die betroffene Person in Situationen gebracht, welche bei ihr Angst auslösen.

Meist erfolgt dies schrittweise und in mehreren Sitzungen. Bei einer Katzenphobie wird beispielsweise zuerst ein Bild einer Katze gezeigt.

Wenn dies gut funktioniert hat, wird eine Katze in den gleichen Raum gebracht.

Als nächster Schritt würde man die Katze dem Betroffenen auf den Schoss setzen.

Manchmal wird auch die Überflutungsmethode, welche als sehr wirkungsvoll gilt, angewendet.

Dabei wird der Betroffene direkt in ein Zimmer gebracht, in welchem sich mehrere Katzen befinden.

Da die Methode aber extrem ist, muss der Betroffene sehr gut darauf vorbereitet und beim Prozess begleitet werden.

Für Kinder ist die Methode nicht geeignet, da diese mit einer solchen Situation überfordert wären.

Medikamentöse Therapie

Neben den beschriebenen therapeutischen Techniken können zur Behandlung von Angststörungen auch Medikamente eingesetzt werden.

Die besten Therapieerfolge erzielt man mit einer Kombination von Medikamenten und Verhaltenstherapie, da die Medikamente die betroffene Person entspannen und für therapeutische Ansätze zugänglicher machen.

Bei der medikamentösen Behandlung werden zwei Gruppen von Medikamenten eingesetzt: Antidepressiva und Benzodiazepine.

Antidepressiva sind nicht nur gegen Depressionen wirksam, sondern können auch bei Angststörungen einen positiven Einfluss haben, da sie direkt auf den Botenstoff Serotonin wirken.

Dies führt zu einer Normalisierung gestörter Funktionen im Gehirn. Antidepressiva werden bevorzugt verwendet, da sie bei längerer Einnahme nicht zu Abhängigkeit führen.

Benzodiazepine sind Beruhigungsmittel, welche die Angst innerhalb kurzer Zeit auflösen können.

Da die Wirkung sofort eintritt, können diese Mittel z.B. bei einer akut auftretenden Panikattacke schnell helfen.

Da Benzodiazepine bei längerer Anwendung zu Abhängigkeit führen, werden sie nur kurzfristig eingesetzt.

Medikamente können die Angstzustände zwar erträglicher machen, lösen das Problem an sich jedoch nicht, da nur die Symptome, nicht aber die Ursache bekämpft wird.

Daher wird von Fachpersonen immer empfohlen, sowohl therapeutisch als auch medikamentös zu behandeln.

Bei beiden Medikamentengruppen ist zudem bei der Einnahme mit diversen Nebenwirkungen zu rechnen.

Sind die Ängste nicht so stark, dass eine psychologische Behandlung notwendig ist, können auch diverse Methoden zur Selbsthilfe dazu beitragen, die Ängste zu lindern oder sogar zu überwinden.

SiteLock
>
error: Inhalt ist kopiergeschützt. Bitte nichts kopieren. Danke